Tag zwei in Kopenhagen: Die Auswahl fiel schwer, da es so viele Dinge zu sehen gibt. Bei schönstem Wetter haben wir die Stadt weiter erkundet und uns für ein buntes Programm aus Botanischem Garten, unterschiedlichsten Stadtvierteln und einem besonderen Abendessen entschieden.

Kopenhagen ist eine unglaublich vielseitige und beeindruckende Stadt. An jeder Ecke stehen historische, gepflegte und geschichtsträchtige Gebäude, es gibt trubelige, vielseitige Stadtteile, dazwischen immer wieder grüne Ruheoasen; alles ist sehr international und viele hübsche, stylische Menschen an jeder Ecke. Allerdings nicht angestrengt, sondern eher natürlich und locker. Dazu das maritime Flair, ein unfassbar vielseitiges kulinarisches Angebot, ein super ausgebauter ÖPNV und viele spannende Museen. Für letzteres hatten wir leider keine Zeit. Zwei Tage sind einfach viel zu wenig für diese vielseitige Stadt. Man hat das Gefühl, die Stadt wäre so groß wie Berlin, allerdings hat Kopenhagen lediglich 600.000 Einwohner – also drei Millionen weniger – dafür ist aber alles viel komprimierter, im positiven Sinne. Ich möchte definitiv wiederkommen, dann aber sicher ein paar Tage mehr. Jetzt aber erstmal mehr zu unserem zweiten Tag in Kopenhagen.

Da wir das überteuerte 08/15-Frühstück in unserem Hotel nicht gebucht hatten, gingen wir in die Markthalle Torvehallerne, in der es eine große Auswahl an Essensständen für alle Tageszeiten gibt. Wir entschieden uns für Porridge mit Obst. Die vorangegangenen schrittreichen Tage machten sich bemerkbar und wir waren sicher, mit unserem 24 h Ticket wird es diesmal etwas weniger anstrengend. Nun ja, wir werden sehen.

Der Tag versprach sehr schön zu werden, kein Wölkchen am Himmel und über 25 Grad angesagt. So warm war es auf er ganzen Reise noch nicht. Gestärkt ging es nach Nørrebro, ein Stadtteil, der in Reiseführern gerne mit Kreuzberg verglichen wird und vielfältige, alternative Geschäfte und Kultureinrichtungen versprach. Also losgestapft und eine endlooooooose lange vierspurige Straße entlang, doch weit gefehlt. Nach drei Kilometern an vielbefahrener Straße mit nichts als Dürum- und arabische Modeläden wurde es uns zu langweilig und wir haben nochmal geschaut, ob wir überhaupt richtig waren. Schließlich hat Marco dann doch die richtigen Straßen gefunden: Also ab in den Bus, zwei Stationen zurück und in die Seitenstraßen. Zur Stärkung erstmal Fika. Wir haben eine kleine Schokoladen-Manufaktur gefunden mit sehr leckeren Küchlein und in der man in den Hinterräumen beim Pralinen machen zuschauen kann. Tatsächlich gab es hier im Viertel dann kleine, alternative Läden mit Kleidern, Geschirr und Leckereien. Allerdings alles sehr teuer.

Also weiter, wieder mit dem Bus ein paar Stationen weiter zum Botanischen Garten. Dieser liegt in einem wunderschönen Park und ist in unterschiedliche Abschnitte und Klimazonen eingeteilt. Zum Start gab es erst einmal Regenwald: Sehr warm und sehr feucht, aber mit tollen Pflanzen. Weiter ging es ins Palmenhaus, wo es überraschenderweise etwas kühler war. Dort konnte man auch über eine enge Wendeltreppe circa 4 Meter hoch unters Dach aufsteigen und die Pflanzenpracht von oben sehen. Zwar mit wackligen Knien und in einer brütenden Hitze direkt unter dem Glasdach, dafür aber eine besondere Perspektive. Ein besonderes Highlight ist das Schmetterlingshaus: Überall flattert es um einen herum und es gibt die unterschiedlichsten Schmetterlinge zu sehen: von schillernd groß bis klein und durchsichtig. Wir konnten uns kaum losreißen und sind dann aber doch irgendwann vorsichtig durch die Schleuse, um keines der zarten Tierchen aus Versehen zu zerquetschen.

Nach einer Ruhepause im Schatten im Park ging es weiter durch eine kleine Einkaufsstraße zum Schloss Christiansborg. Sitz des dänischen Parlaments und für mich schon allein deshalb Pflichtprogramm, weil ich die ersten beiden Staffeln der Polit-Serie Borgen verschlungen habe. Hatte ich nicht gesagt, wir wollten nicht viel laufen an diesem Tag? Unsere Beine und Füße waren auch schon nicht gerade subtil vorwurfsvoll am Schmerzen. Ein kühler, frisch gepresster Saft gab uns aber erstmal Power, um weiterzukommen. Es gab einfach zu viel zu sehen.

Also ging es wieder mal zu Fuß weiter Richtung Freistadt Christiania an der „Børsen“ vorbei. Die Freistadt Christiania ist eine autonome Siedlung mitten im Stadtteil Christianshavn. Das verlassene Militärgelände wurde 1971 von Hippies, Anarchisten und anderen Freidenkern besetzt, mit dem Ziel, dort eine völlig neue Form des autonomen und selbstorganisierten Zusammenlebens zu schaffen. Dazu gehörte auch der freie Umgang mit „weichen“ Drogen wie Cannabis. Ursprünglich muss dort die Atmosphäre sehr entspannt gewesen sein. Mittlerweile wirkt es leider so, als hätte seine Berühmtheit und die Entwicklung zum Touri-Hotspot dem ganzen nicht gutgetan. Es wirkt kommerzialisiert und ein Anziehungspunkt für Süchtige und Dealer, die sich daran bereichern. Verkauft wird offen an Ständen und konsumiert wird direkt vor Ort in einer Art Biergarten und im Park auf dem Gelände (wo es geduldet wird), außerhalb ist es strikt verboten. Fotografieren ist dort allerding auch verboten, wie man sich denken kann. Wir haben uns hier aber nicht wohl gefühlt und sind recht schnell wieder verschwunden. Es war jedoch definitiv einen Besuch wert, um mehr über die Entwicklung dieses Orts zu erfahren und einen eigenen Eindruck zu gewinnen, denn trotz des heutigen Zustands steckt in diesem Vorhaben viel Gutes. Mittlerweile streikten die Beine und Füße aber so richtig. Schluss, aus, fertig. War ja auch genug, unsere Köpfe konnten sowieso auch nicht mehr Eindrücke aufnehmen und schließlich hatten wir am Abend noch etwas Besonderes vor. Mit dem Bus ging es möglichst nah ans Hotel, mit letzter Kraft schleppten wir uns ins Zimmer (jaja, ich weiß, dramatische Szenen!), unter die Dusche und aufs Bett zum Ausruhen. Nach zwei Sekunden schlummerte Marco friedlich. Ich weckte ihn rechtzeitig für unser Date. Er hatte mich anlässlich unseres 6-Jährigen in ein tolles Restaurant eingeladen: Das Sticks`n`Sushi im obersten (12.) Stockwerk des Tivoli-Hotels.

Wir bekamen einen Platz direkt am Fenster und hatten ein tolles Essen. Obwohl es eine Restaurant-Kette ist, gibt es dort sehr gutes Sushi und warme Komponenten: verschiedene Fleisch- und Gemüsegerichte gebraten am Spieß mit außergewöhnlichen Soßen und Beilagen. Die Zutaten sind alle sehr frisch, regional und auf Nachhaltigkeit wird geachtet. Da das Angebot sehr vielseitig ist, haben wir uns für das klassische Menü für Zwei entschieden und haben so eine gute und sehr leckere Auswahl bekommen. Unser Menü seht ihr auf den Fotos.

Zum Ausklang des Abends habe ich Marco dann noch in den ehemaligen Meat District (Fleischerviertel) genommen, wo es einige Bars und Pubs gibt. Wieder eine komplett andere Welt mit Industriecharme und entspannter Partyatmosphäre. Wir holten uns zwei Craftbeer für unterwegs (aus Kostengründen, da das Bier vor Ort dreimal so teuer war, und weil wir wahrscheinlich nicht mehr aufgestanden wären, wenn wir uns noch einmal hingesetzt hätten 😉 ). Nach 15 Minuten Heimweg dann endlich im Hotel, mit über 25.000 Schritten und sehr glücklich über die schönen Tage.