Heute war Ausflugstag. Laut Wetterbericht sollte das Wetter auch ganz passabel sein, von daher hab ich mich mal wieder rausgetraut. Der Plan war zunächst nach Lidköping zu fahren und mir dort zunächst die Stadt anzuschauen. Anschließend sollte es nach Spiken gehen um mir einen Fischerhafen am Vänern, das ist ein richtig großer See, anzuschauen und dort im Restaurant Sjöboden zu Mittag zu essen. Danach weiter zum Schloss Läckö das ganz in der Nähe ist. Zum Kaffee, oder besser gesagt „Fika“, in die Conditori Nordpolen in Vara. Und dann noch zum Abschluss nach Trollhätan um mir einen Wasserfall und ein wohl eindrucksvolles Schleusensystem anzuschauen. Wie das alles so lief, erfahrt ihr im Folgenden.
Lidköping
Nach Lidköping waren es knappe 1,5 h Autofahrt. Es ist aber generell so, dass hier alles recht weit auseinander ist. Daher ist es fast schon normal, dass man ein Stück fahren muss, wenn man die interessanten Dinge sehen möchte. Die Fahrt dorthin war auch recht unspektakulär. Allerdings merkte ich bereits das der Himmel immer dunkler wurde desto weiter ich nach Norden kam.
Angekommen in Lidköping ging es erstmal zum Rörstrand Center. Rörstrand ist vergleichbar mit Meissen, nur halt Schwedisch. Sprich hier wurde 300 Jahre lang sehr hochwertiges Porzellan hergestellt das vermutlich jeder Schwede in der Kindheit, oder auch später, mal in Händen gehalten hat. Seit 2009 wird hier allerdings nicht mehr produziert da die Produktion nach Ungarn und Sri Lanka verlagert wurde. Schade eigentlich. Im Rörstrand Center sind jetzt einige kleine Geschäfte sowie ein Museum. Dieses habe ich mir jetzt nicht angeschaut da mich Porzellan dann doch nicht so sehr interessiert. Aber immerhin habe ich ein Foto von außen gemacht. Zu sehen sind ein paar verdammt große Vasen. Außerdem gab es eine Wand mit bemalten Porzellanfliesen. Diese „Kunstwerke“ wurden von den Einwohnern der Stadt gestaltet und dann auf diese Porzellanfliesen übertragen. Neben denen auf dieser Wand findet man diese Fliesen auch verteilt in der Fußgängerzone der Stadt. Eigentlich eine sehr hübsche Idee. Neben der Fliesenwand gab es noch ein anderes, meiner Meinung nach, sehr hübsches Kunstwerk. Seht selbst.





Ansonsten gab es in Lidköping wieder nicht allzu viel zu sehen. Die Innenstadt war wieder eher zweckmäßig und bedingt durch den Feiertag auch recht tot. Es gibt halt verschiedene Geschäfte. Aber auch nichts aufregendes, wo man gerne stöbern würde. Mit dem Thema Innenstadtgestaltung haben sie es hier einfach nicht so.



Spiken
Nach Lidköping ging es dann weiter nach Spiken. Nicht direkt ein Dorf, mehr eine Ansammlung von kleinen Fischgeschäften/-restaurants, ein paar Nippes-Läden und der Rest wohl Lagergebäude der Fischer. Dennoch recht putzig anzuschauen. Das Restaurant, wo ich hinwollte, hatte natürlich zu. Es beginnt auch allmählich echt zu nerven. Es gibt hier einfach nichts worauf man sich verlassen kann. Es herrscht der komplette Zufall. Eigentlich heißt es das an Feiertagen bis auf Supermärkte, Restaurants und Cafés alles zu hat. Hier gelten dann die Sonntags-Öffnungszeiten. In Lidköping war es dann so dass offensichtlich Friseure und Nagelstudios auch am Sonntag auf haben. Das ist mir dann noch egal. Bei dem Restaurant gelten dann aber, trotz Feiertag, die selben Öffnungszeiten wie immer. Und das ist dann etwas unfein, wenn das Restaurant an einem regulären Donnerstag von 17-21 Uhr offen hat und an einem Sonntag von 12-17 Uhr. Und wenn man das dann nicht weiß und die Webseite nichts dazu sagt, steht man halt vor verschlossenen Türen.
Ich bin dann zu einer Art Imbiss gegenüber gegangen. Hier gab es unter anderem recht gut aussehende Fish and Chips. Die habe ich mir dann gegönnt. Und ja, sie waren durchaus solide und schmackhaft, wenn auch jetzt keine Offenbarung. Aber es war ok und der Hunger wurde gestillt!




Schloss Läckö
Nach dem Essen ging es dann weiter zum Schloss Läckö. Dieses ist nun das wohl am besten erhaltene Barockschloss Schwedens. Nicht zu verwechseln mit Schloss Kalmar, dem am besten erhaltenen Renaissanceschloss Schwedens. Dieses hat eine wilde Geschichte, die man am besten im verlinkten Wikipedia-Artikel nachliest. Aber im Grunde gab es hier Magnus Gabriel De la Gardie. Der hat den damaligen Bischofssitz im 17. Jahrhundert erworben und dann, sehr ambitioniert, umgebaut. Leider ging ihm irgendwann das Geld aus, weshalb das Ganze nie so fertig wurde wie er es wollte. Erinnert ein wenig an die Geschichte um Neuschwanstein. Dennoch sieht das Schloss recht imposant aus, wie es da am Vänern steht. Am Wasser würde es eigentlich auch die Möglichkeit geben auf einem echten Drachenboot mitzufahren, allerdings auch wieder nur in der Saison. Daher ging das auch nicht. Und in das innere des Schlosses kommt man auch nur im Rahmen einer Führung (ca. 10€). Allerdings ist die zwar jede Stunde, aber nur um 14 Uhr in Englisch, sonst in Schwedisch. Und ich war um 15:30 Uhr da. Also ist die Besichtigung der Innenräume ausgefallen. Derweil hatte es auch angefangen zu regnen. Obwohl der Wetterbericht gut aussah. Aber es ist wohl so, dass hier 30 km Entfernung schon ein komplett anderes Wetter bedeuten können. Sprich für künftige Touren werde ich auch das Wetter am Zielort prüfen. Also ging es weiter.





Conditori Nordpolen
Tatsächlich hat diese Konditorei nichts mit Polen zu tun. Sondern heißt übersetzt „Nordpol“. Und das kommt daher das der Ort, in dem die Konditorei steht, wohl 1894 vom Polarforscher Salomon August Andrée besucht wurde. Also bekam die Konditorei bei Ihrer Eröffnung 1903 diesen Namen. Und diese hat wirklich verdammt leckeres Zeugs im Angebot. Wieder eine sehr gute „Fika“ mit Kuchen und Espresso


Es war nun bereits 17 Uhr und ich hatte von hier aus einen Heimweg von 50 min. Also verschob ich den Besuch von Trollhätan auf ein anderes Mal. Das Wetter war auch durchwachsen, auch wenn hier, in Vara, jetzt blauer Himmel und Sonnenschein war. Verrückt. Demnach ging es nach Hause.
Der Verkehr in Schweden
Auf der Rückfahrt war dann eine Sache wieder besonders schlimm von der ich bisher nicht viel erzählt habe. Und zwar gehen mir die schwedischen Autofahrer schon sehr auf den Geist. Es gibt hier ja überall recht restriktive Geschwindigkeitsbegrenzungen inkl. harter Strafen bei Übertretung. Das hatte ich schon erzählt. Allerdings interessiert es scheinbar kein Schwein. Ich fahre immer nach GPS-Geschwindigkeit, weil genauer. Das bedeutet z.B. wenn ich nach GPS 80 km/h fahre sind das auf dem Tacho etwa 84 km/h. Also am Limit halt. Und trotzdem sitzen mir die Leute im Kofferraum und überholen mit geschätzt 100 km/h. Ich werde also wie ein Hindernis behandelt. Und das ist, finde ich, noch schlimmer als in Deutschland. Wenn ich da auf der Landstraße 100 km/h oder im Ort 50 km/h fahre fährt mir so gut wie nie jemand dicht auf. Das passiert höchstens links auf der Autobahn. Ich habe das spaßeshalber mal gegoogelt und festgestellt das dies auch von anderen in Foren berichtet wird. Scheinbar ist das eine Entwicklung, die es erst in den letzten Jahren gab. Es ist wohl so, dass die Schweden einfach wissen, wo die Radarfallen sind, sie werden ja auch IMMER per Schild angekündigt. Und mobile Kontrollen gibt es kaum. Die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden ist also unglaublich klein. Also interessieren die Geschwindigkeitsbeschränkungen im Grunde niemanden. Was diese ganzen niedrigen Geschwindigkeitslimits zur Reduzierung der Unfälle absurd macht, wenn die Einhaltung nicht vernünftig durchgesetzt wird. Tatsächlich finde ich es so fast gefährlicher. Auch lustig: Man darf hier schon mit 16 Jahren Autofahren. Allerdings maximal 30 km/h. Auch außerhalb von Ortschaften. Die entsprechenden Autos haben dann hinten ein großes Warndreieck aufgeklebt und kein Kennzeichen. Sprich es gibt immer wieder mal fahrende Hindernisse, die man überholen muss. Das zusammen mit der Ignoranz der Limits und dem mir schon vielfach begegneten schneiden von nicht einsehbaren Kurven ist finde ich sicherheitstechnisch sehr fragwürdig. Zusammenfassen muss ich sagen das ich mich im deutschen Straßenverkehr, Autobahnen jetzt mal ausgenommen, wesentlich sicherer fühle als in Schweden.
Aber genug der Verkehrsanalyse 😉 Jetzt habt ihr hier auch mal einen Überblick und ich sage künftig dazu nichts mehr. Schlussendlich bin ich dann ja auch wieder in der Unterkunft angekommen und mache mir einen schönen Abend.
Marco dreht in der IT-Branche am Rad, äh läuft im Rad, und sammelt in erster Linie aus verschiedenen Systemen Daten, mit denen er kluge Firmen-Berichte erstellt. In seiner Freizeit betreibt Marco Disc Golf, angelt, spielt Videospiele, isst gerne gut und mag es ansonsten gemütlich. Er ist eher der nordländische Typ und mag es lieber ein wenig kühler als zu heiß. Im Urlaub ist er eher der aktive und nicht so der „am Strand rumliegen“-Typ. Wobei das natürlich auch mal geht.