Montag, 13.06.: Wissenschaftsmuseum mit Dschungelfeeling, Vergnügungspark mitten in der Stadt und unglaublich leckeres koreanisch-schwedisches Streetfood – so lässt sich unser zweiter Tag in Göteborg zusammenfassen. Dieses Mal meinte der Wettergott es gut mit uns, sodass wir die Stadt bei schönstem Sonnenschein erleben durften.










Jetzt schon fast alte Hasen was den schwedischen ÖNPV angeht, sind wir wieder mit dem Zug in die Stadt gefahren und vom Hauptbahnhof mit einer Straßenbahn weiter zu unserem ersten Ausflugsziel des Tages: dem Universeum. Das Wissenschaftsmuseum enthält ein recht buntes Sammelsurium an Themenwelten – von Chemie über Mensch, Physik und Weltraum bis hin zu Regenwald. Die Themenwelt Mensch betritt man über riesige haarige Nasenlöcher, weiter geht’s dann wahlweise durch die Luft- oder Speiseröhre in einen Raum mit vielen interaktiven Exponaten. Da fällt mir ein: Ich habe gar nicht darauf geachtet, wie der Ausgang gestaltet war …
Auch die anderen Bereiche des Museums sind sehr cool aufgebaut und gestaltet, sodass Groß und Klein hier ihren Spaß haben und interessante Dinge entdecken und ausprobieren können. Am meisten hat es mir der Weltraumbereich angetan, in dem wir zum Beispiel auf dem Mond hüpfen konnten und zeitverzögert konnte ich mit Marco auf dem Mars per Videoschalte kommunizieren. Außerdem wissen wir jetzt, dass Jupiter dick macht.
Sehr beeindruckend war der Regenwald, der sich über die gesamten vier Stockwerke erstreckt und über eine Luftschleuse begehbar war. Tatsächlich gab es dort tropische Pflanzen und Tiere mit entsprechendem Klima. Exotische Vögel fliegen dort frei herum und in abgegrenzten Bereichen gibt es Affen und sogar Faultiere. Auch einen sehr großer Aquariumsbereich inklusive Haitunnel gibt es. Ob es den Tieren dort jedoch so gut geht, ist fraglich. Die Lärmkulisse im gesamten Museum ist nämlich enorm. Eine Menge Schulklassen und Kinder auf recht engem Raum, dazu die Unmengen Zucker mit denen die schwedischen Kinder täglich gefüttert werden. Sehr eindrücklich war ein ca. 5-Jähriger, der im Museumscafé einen riesigen Schokocookie, ein Eis und eine Cola verdrückt hat. Den Kleinen haben wir dann etwas später im Regenwald wieder gesehen – offensichtlich hatte der Zucker es zwischenzeitlich ins Gehirn geschafft – er war nämlich außer Rand und Band.
Nach dem Museum wollten wir erst einmal etwas durchschnaufen und Ruhe haben – gar nicht so einfach in Göteborg. In der Stadt gibt es viel Verkehr und es wird sehr viel gebaut, aber nicht in kleinen Dimensionen. Es gibt mehrere extrem große, tiefe Baugruben, in denen sehr tief in Felsen gegraben wird. In einer Seitenstraße haben wir jedoch ein kleines, entspanntes Café gefunden. Dort haben wir uns für den Freizeitpark „Liseberg“ gestärkt. Der Park liegt direkt neben dem Universeum und mitten in der Stadt auf einem kleinen Berg – größentechnisch vergleichbar mit dem Schlossberg in Freiburg.





Wir waren etwas zu früh und mussten bis zur Türöffnung ein paar Minuten warten. Auffällig war, dass das Publikum nicht so gemischt ist wie im Europa Park, sondern so gut wie ausschließlich Teenager zum Eingang geströmt sind. Die Toröffnung wurde begleitet von mehreren Signaltönen, die jedoch eher nach Atomalarm als nach „Funpark eröffnet“ klangen. Nachdem wir erst einmal den ersten Andrang abgewartet hatten, sind wir gemütlich in den Park geschlendert und dort ging es direkt los mit der Reizüberflutung. An allen Ecken und Enden wuseln aufgeregte Menschen und über dem Kopf schwirren diverse Achterbahnen entlang mit schreienden Teenagern. Was man noch wissen muss: Liseberg ist nur ein Bruchteil der Größe vom Europa Park und entsprechend sind die Bahnen dort sehr gedrängt. Es handelt sich tatsächlich um einen kleinen Berg auf und um dem herum der Park angelegt ist. Die Bahnen sind teilweise miteinander verschlungen.
Die Achterbahnen sind nichts für schwache Nerven beziehungsweise empfindliche Mägen; eher so Kaliber Silverstar oder Blue Fire hoch 3. Sehr viele Loopings, Schrauben, Magenschleudermaschinen (treffender kann man die wahrscheinlich nicht beschreiben) und Free Fall Tower, wo das Auge hinblickt. Gleichzeitig gibt es auch viele Bahnen für kleine Kinder. Zwischen „Bahnen für Fortgeschrittene“ und „Babybahnen“ gibt es leider kaum etwas. Glücklicherweise haben wir uns für reine Zutrittskarten für den Park entschieden, bei dem man optional Tickets für einzelne Bahnen zahlen kann. Da leider die Holzachterbahn, die wir gut fanden, geschlossen war, haben wir uns für die „Liseberg-Bahn“ entschieden, die uns ein bisschen wie der Grottenblitz erschien. Nunja, da haben wir uns etwas vertan: Unsere Bahn war schlussendlich schneller und länger als erwartet, aber glücklicherweise nicht zu hoch und ohne Schrauben.
Da die meisten Leser sicher den Europa Park kennen, hier der unvermeidliche Parkvergleich aus erster Hand: Wer Europa Park „in klein“ erwartet, würde enttäuscht werden. Liseberg ist zwar auch schön gestaltet, allerdings ist die Atmosphäre längst nicht so schön und es gibt keine ruhigen Eckchen oder moderate Bahnen. Der Park ist eher etwas für richtige Achterbahn-Freaks, denen die Bahnen im EP nicht heftig genug sind und denen ein permanenter Teenager-Trubel mit enormem Geräuschpegel nichts ausmachen. Ohne Frage ist Liseberg jedoch sehr beeindruckend und es ist auf eine etwas abartige Art faszinierend, was schwedische Teenagermägen gefüllt mit Zuckerwatte und Co. alles aushalten. Besonders lustig sind die Glücksradbuden: Diese sind gesponsert von Schokoriegel- und Chipsherstellern und entsprechend gibt es 2(!)kg-Toblerone, Daim oder riiiiieeeesige Chipstüten zu gewinnen.



Da uns schon nach kurzer Zeit die Ohren klingelten (der Kontrast zu unserem ruhigen Haus am See war einfach zu krass), sind wir bereits nach 90 Minuten wieder aus dem Park geflüchtet. Tatsächlich war die Zeit aber ausreichend, um den kompletten Park einmal zu Fuß zu erkunden. Hungrig sind wir in die Innenstadt geschlendert und haben ein tolles koreanisch-schwedisches Streetfood-Restaurant gefunden. Die Fotos sprechen Bände und es war genauso lecker, wie es aussieht. Alles in allem ein sehr schöner – wenn auch lauter – Tag und mit viel Vorfreude auf die Ruhe am See ging es mit dem Zug wieder zurück.
Steffi hat eine kulinarische Wünschelrute eingebaut und futtert sich leidenschaftlich gerne durch regionale Spezialitäten und internationale Küchen. Sie liebt eine steife Brise an der Nordsee genauso wie Sonnentage am Badestrand und Wanderungen im Wald. Steffi recherchiert gerne im Voraus Restaurants und Ausflugsziele, findet dann aber doch meist die spontanen Entdeckungen vor Ort am schönsten. Als Hamster ist sie in der Kommunikation eines Forschungsinstituts tätitg.